Stadt Wasserburg am Inn

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Forschen im Archiv - Nutzungsarten

Zugang zu Archivgut

Nutzung des Archivgutes

Das bayerische Archivgesetz und die städtische Archivsatzung formulieren den Auftrag, Nutzern die Benützung des Archivgutes zu ermöglichen. Demnach steht das im Stadtarchiv verwahrte Archivgut Behörden, Gerichten und sonstigen öffentlichen Stellen, natürlichen und juristischen Personen auf Antrag für die Benützung zur Verfügung. Hieraus ergibt sich auch ein Rechtsanspruch des Nutzers – nämlich ein prinzipielles Zugangsrecht zu Archivgut für jedermann.

Nutzer der Archive müssen zwar ein berechtigtes Interesse an der Benützung von Archivgut glaubhaft machen und Schutzfristen dürfen den Benützungen nicht entgegenstehen, ein berechtigtes Interesse für die Benützung kommunalen Archivguts ist jedoch immer dann gegeben, wenn die Benutzung zu amtlichen, wissenschaftlichen, heimatkundlichen, familiengeschichtlichen, rechtlichen, unterrichtlichen oder publizistischen Zwecken oder zur Wahrnehmung von berechtigten persönlichen Belangen erfolgt. In der Praxis wird der Zugang zum Archivgut nach Stellung eines Benutzungsantrages oder einer schriftlichen Anfrage durch die Nutzer in aller Regel gewährt. Jedoch dürfen konservatorische Gründe einer Benützung des Originals nicht entgegenstehen.  Das „berechtigte Interesse“, welches der Nutzer gegenüber dem Archiv verdeutlichen muss, ist nach allgemeiner Auffassung der Archive bereits durch die Angabe des Themas ausreichend glaubhaft gemacht, schließlich dienen die Archive der Information und nicht der Geheimhaltung. Während den verschiedenen Benützungen von Archivgut in der Regel nichts entgegensteht, sollte der Nutzer jedoch wissen, dass archivrechtliche Schutzfristen oder andere Rechtsnormen die Nutzung bestimmter Archivalien zumindest einschränken können.

Nutzungsarten

Beispiele und Arten der Archivnutzung

Amtliche/Rechtliche Nutzungen von Archivgut sind in Analogie zur Definition, dass Unterlagen archivwürdig sind, wenn diese für Zwecke der Gesetzgebung, Rechtsprechung oder Verwaltung von bleibendem Wert sind, in kommunalen Archiven oft auf das Nachvollziehen vergangener Verwaltungshandlungen ausgerichtet. So werden bei den gemeindlichen Archiven von Gerichten oder Notaren häufig personenbezogene Daten aus archivierten Meldekarteien oder Personenstandsbüchern nachgefragt, während die Verwaltung selbst – zumeist die des Archivträgers – eigene Handlungen der Vergangenheit nachvollziehen will. Daraus resultieren beispielsweise Anfragen zu vergangener Bauverwaltungstätigkeit der Kommune oder zu stadtplanerischen und auf die Gestaltung der Gemeinde ausgerichteten Meinungsfindungsprozessen. Eher rechtlichen Charakter haben personenbezogene Fragestellungen der Melde- und Standesämter sowie Fragen der rechtlichen Bindungen und Verpflichtungen der Gemeinde.
Aus dem Bereich der Kulturverwaltung sowie deren Einrichtungen im weitesten Sinne werden Fragen der geschichtlichen Vergangenheit der Gemeinde, häufig zu Zwecken der eigenen Öffentlichkeitsarbeit oder für Repräsentationszwecke des gesetzlichen Vertreters benötigt. In vielen Fällen solcher amtlichen Benützungen des Archivgutes wird von den Archiven nicht nur die Bereitstellung der einschlägigen Quellen übernommen, sondern fertigen diese vielmehr auch Auswertungen und fachliche Gutachten. In dieser Tätigkeit spiegelt sich die Aufgabe wider, dass die kommunalen Archive Bayerns auch als Fachdienststellen der örtlichen Geschichte definiert werden.
 
Beispiele:
-Anfragen zu Nachlassangelegenheiten
-Rekonstruktion alter Kanalverläufe/Hausanschlüsse
-Baugeschichtliche Forschungen
-Ermittlungsverfahren
-Nachweise zu Versicherungszeiten
-Mitarbeit bei der Erarbeitung des Kommunalen Denkmalkonzepts

Wissenschaftliche Anfragen oder Nutzungen machen einen Großteil der Benützung kommunaler Archive aus. Allgemein- oder kommunalgeschichtliche, kulturgeschichtliche, kunsthistorische, volkskundliche oder rechtshistorische Fragestellungen gehören zu den häufigsten Nutzungsanliegen. In kleineren, etwas weiter von der nächsten Universität gelegenen Städten und Gemeinden - hierzu zählt auch das Stadtarchiv Wasserburg - liegen oftmals noch ungehobene Schätze, aus denen neue Erkenntnisse gewonnen werden können.

Beispiele:
-Editionsprojekte
-Kommunale Fonds und Stiftungen
-Integration von Hochwasserschutz und Denkmalschutz
-Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich
-Kunstgeschichtliche Auswertung eines Adelsarchivs
-Konfessionsgeschichte des 16. Jahrhunderts

Für den Bereich der heimatkundlichen Nutzungen verzeichnet beispielsweise das Stadtarchiv Wasserburg a. Inn über lange Zeiträume hinweg, regelmäßige und sehr konstante Nutzungen zu wechselnden Fragestellungen, die meist mit dem Ziel der Veröffentlichung neuer lokalgeschichtlicher Erkenntnisse verbunden sind. Laienforscher, die im Archiv selbstständig arbeiten, sind dabei jedoch eine überschaubare Nutzergruppe, die sich meist über viele Jahre hinweg das notwendige „Know-How“ zur Auswertung der archivalischen Quellen erworben haben. Für die Archive ist hingegen eine Herausforderung, dass das Interesse an heimatkundlichen Fragestellungen zunimmt, vielen Anfragenden jedoch die notwendigen Qualifikationen zur Auswertung der Quellen fehlen. Die in den Satzungen beschriebenen Aufgaben der kommunalen Archive beschränken sich jedoch darauf, die Quellen zur Auswertung für die Nutzer bereit zu stellen, nicht jedoch die Auswertungen für die Anfragenden selbst durchzuführen. Dies wäre bei der Vielzahl der Anfragen, die an die Archive gestellt werden, auch zeitlich nicht möglich. Beim Aneignen von hilfswissenschaftlichen Kompetenzen (bspw. Schriftkunde) hilft das Stadtarchiv Wasserburg jedoch gerne. Im Übrigen ermuntern und bestärken wir unsere Nutzer, sich auch als Anfänger mit der ortsgeschichtlichen Quellenarbeit vertraut zu machen.

Beispiele:
-Kommunale Brauereigeschichte
-Bildhauer, Maler und Künstler einer Stadt
-Nationalsozialismus im Spiegel der Lokalzeitung
-Gewerbe- und Hausgeschichte
-Zunftwesen einer Stadt

Ebenso wie eine Zunahme an heimatkundlichen Fragen zu verzeichnen ist, die an die kommunalen Archive herangetragen werden, ist auch das Interesse an familiengeschichtlichen Forschungen gestiegen. Mit einer Reform des Personenstandsgesetzes sind die personenbezogenen Quellen der kommunalen Archive nochmals angewachsen.

Beispiele:
-Erbenermittlung
-Erstellung von Ahnen- und Stammtafeln
-Verknüpfung personenbezogener Grunddaten mit inhaltlich ausgearbeiteter Familiengeschichte, z.B.: Die Familie Baumgartner und ihr Leben in Wasserburg a. Inn und Umgebung
-Tätigkeiten einer Familie in der Gemeinde
-Eine Familie und ihr Weg vom Familienunternehmen zum Weltkonzern

Unterrichtliche Nutzung: Schüler, die im Rahmen des Unterrichts die Möglichkeit haben, Archive zu besuchen, sind oft begeistert von den Begegnungen mit den originalen Quellen. Im Archiv kann Geschichte lebendiger und spannender erlebt und nachvollzogen werden, als es beispielsweise durch die bloße Lektüre eines Schulbuches im Unterricht an der Schule möglich ist. Ganz eigenständig arbeiten können die Schüler jedoch kaum. Daher bereiten wir Projekte mit Schulen gut vor. Eine Benutzerberatung im engeren Sinn wird  kaum ausreichend sein, um eine schulische Nutzung zum gewünschten Erfolg zu führen. Für ein gutes Gelingen sind archivpädagogische Ansätze erforderlich.  Das Archiv ist hierbei gefordert, die besonderen Anforderungen, welche die Archivbenutzung für junge Menschen mit sich bringt, durch Hilfestellungen zu mildern. Jedoch muss an den Schulen das Bewusstsein vorhanden sein, dass die Projekte auch von Lehrerseite gut vorbereitet und begleitet werden müssen. Das Stadtarchiv Wasserburg a. Inn unterstützt schulische Projekte in der Überzeugung, dass es wichtig ist, junge Menschen mit der Auswertung von authentischen Quellen der Vergangenheit vertraut zu machen.

Beispiele:
-Archivführung: Archivalische Quellen im Archiv
-Soziale Not in der Stadt (z.B. während des 1. Weltkrieges oder der Frühen Neuzeit)
-P-Seminare: Stadt am Fluss; Wasserburg 1918/1919; Wasserburg im Nationalsozialismus
-Grundschulprojekt: Die Stadt zur Zeit unserer Großeltern
-Seminararbeit: Entnazifizierung in Wasserburg a. Inn am Beispiel des Kriegskreisleiter Kurt Knappe

Weitere Informationen

Benützerberatung/ Termin vereinbaren:

Stadtarchiv Wasserburg a. Inn
Kellerstraße 10, 83512 Wasserburg a. Inn
TEL: +49 (0) 8071 920369, FAX: +49 (0) 8071 920371
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Ihre Ansprechpartner sind:
Stadtarchivar Matthias Haupt
Martin Mazarin, FachA f. Medien- und Informationsdienste