Im Kulturportal bavarikon haben wir in einem mehrjährigen Projekt das Alte Archiv der Stadt Wasserburg vollständig online zugänglich gemacht.
Nun wurde auch die Gliederung des Bestands übertragen, welche in diesem Portal in "Teilsammlungen" dargestellt wird. Diese werden jeweils in kurzen Bestandsbeschreibungen erläutert.
Die Nutzenden erhalten damit eine inhaltliche Einführung in die Teilbestände, zu denen systematisch navigiert werden kann.
In unserer Reihe "Archivalie des Monats" stellen wir die verschiedenen "Sammlungen" vor...
Aus einem Konvolut von Rechtsnachweisen der Corporis Christi-Bruderschaft, 15./16. Jh. StadtA Wasserburg a. Inn, I2b288 (Archivalie des Monats Juli 2025)
Einband des Rechnungsbuches der St. Nikolai-Schiffleutbruderschaft, 1772-1801. StadtA Wasserburg a. Inn, I2c166 (Archivalie des Monats Juli 2025)
Bruderschaften in der Pfarrei
Den umfangreichsten Teilbestand bildet das Archiv der Corporis Christi-Bruderschaft, die bereits 1430 als Bruderschaft für Priester gegründet wurde. 1613 erfuhr die Bruderschaft eine Erweiterung ihres Wirkungskreises, als ihr die Verwaltung einer neu gegründeten Stiftung übertragen wurde. Deren Hauptzweck bestand darin, "arme Kranke" mit Arznei zu versorgen, Arztkosten zu bezahlen oder vorzustrecken sowie Besuchsdienste zu leisten (StadtA WS, I2b170). Außerdem zahlte die Stiftung auch Schulgeld für arme Kinder. Die Corporis Christi-Bruderschaft war zudem Hauptorganisatorin und Veranstalterin der Fronleichnamsprozession (u.a. StadtA WS, I2b228), der Karfreitagsprozession und von Wallfahrten. Die Bruderschaft wies eine ausgeprägte Verwaltungsstruktur auf: Ab 1652 stellte sie zwei weltlichen Verwaltern aus dem Rat der Stadt einen geistlichen aus ihren eigenen Reihen gegenüber. Die Bruderschaft besaß ein eigenes Archiv, das sie auch als solches bezeichnete. In den Statuten wird ausdrücklich erwähnt, dass der Sekretär auf die schriftlichen Unterlagen achtgeben solle, sodass nichts verloren gehe. Hierin liegt wohl auch begründet, dass der Bestand vergleichsweise umfangreich überliefert ist.
Die berufsständischen sowie weiteren Bruderschaften in der Pfarrei übten hauptsächlich kirchliche Zwecke aus: So gab es die berufsständische Bruderschaft der Salzsender; die Allerseelen-Bruderschaft sorgte für die Schülerzeche; Sebastiani war eine Schützenbruderschaft, St. Katharina die Handelsleutebruderschaft der Kramer und Fragner. Die St. Floriani-Bruderschaft führte Jahrtage und Prozessionen (z.B. Karfreitag, Fronleichnam) durch; die Unbefleckte Empfängnis-Bruderschaft war für die Titularfeste und Hauptjahrstage am 8. Dezember sowie weitere Gottesdienste, Wallfahrten und Kreuzgänge zuständig. Schließlich gab es noch die Schiffleutbruderschaft St. Nikolai sowie die Bruderschaft der Bäckerknechte. Für die berufsständisch geprägten (Gebets-)Bruderschaften ist grundsätzlich eine verteilte Überlieferung zusammen mit dem Archivgut der entsprechenden weltlichen zünftischen Berufsverbünde festzustellen.
Die Teilsammlungen/Trefferlisten dieses Bestandes sind:
Links
Das Stadtarchiv Wasserburg im Portal bavarikon
(URL: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000008912?lang=de)
Das Projekt der Online-Stellung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg - insbesondere die Digitalisierung und Datenaufbereitung - wurde gefördert und unterstützt von bavarikon - Kultur und Wissensschätze Bayerns
Die der Digitalisierung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg vorausgegangenen Konservierungs- und Restaurierungsprojekte wurden mehrfach gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Kulturstiftung der Länder (KSL) und die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)