Grundgedanke des von Dagmar Korintenberg und Wolf Kipper entworfenen Denkmals
Um an all jene ‚Wasserburgerinnen und Wasserburger' zu erinnern, die Opfer des nationalsozialistischen Unrechtsregimes geworden sind, wurde auf der Rasenfläche des Heisererplatzes ein Denkmal errichtet, welches aus 62 Stelen mit trapezförmigem Querschnitt besteht. In unterschiedlichen Höhen verdichten sich diese in loser Anordnung und beschreiben so einen ovalen Raum. Zentral platzierte Sitzgelegenheiten im Inneren bieten die Möglichkeit zum Verweilen, zur stillen Einkehr und um sich eingehender zu den Geschehnissen zu informieren.
Die Stelen sind gekennzeichnet durch zwei unterschiedliche Oberflächenbeschaffenheiten. Auf der nach innen gerichteten, breiten Seite sind Informationstexte zu den verschiedenen Opfergruppen und die Namen der NS-„Euthanasie“-Opfer der damaligen Heil- und Pflegeanstalten Gabersee und Attl angebracht. Auf der dem Park zugewandten, schmalen Seite der Trapezform ist die Oberfläche spiegelpoliert. Diese reflektiert fragmentarisch die Umgebung, das heutige Wasserburg. Beim Näherkommen des Besuchers mischt sich zudem ein Ausschnitt seines Spiegelbildes in die Ansicht. Eingerahmt wird diese Spiegelfläche von den dunklen Seiten des sich öffnenden Trapezes.
Das Gedenken zeigt so ebenfalls zwei Aspekte: Das stille und in sich gekehrte Andenken an die historischen Personen, Schicksale und Ereignisse zum einen. Zum anderen ist es auch Teil einer reflektierten Erinnerungskultur, historische Geschehnisse nicht nur als Teil der Vergangenheit zu betrachten, sondern als geschichtliches Wissen in den heutigen Alltag zu integrieren. So soll dieses Denkmal Raum zum Gedenken bieten und durch die optische Einbeziehung des heutigen Wasserburg einen aktuellen Bezugspunkt für die Besucher schaffen.
Zusammenspiel mit der Umgebung / Inhaltliche Öffnung
Im Gegensatz zum statischen Aufbau der beiden bestehenden Denkmäler des Parks, die sich auf feste Personengruppen beziehen, ist dieses Denkmal in seinem Aufbau bewusst offen gehalten. Jede einzelne Stele kann Kontaktpunkt mit dem Denkmal sein. Auf der Mehrzahl der innen liegenden Stelen sind die Namen der NS-„Euthanasie“-Opfer zu lesen, andere zeigen ihre dunkel behandelte Rückseite als eine Art Leerstelle. Diese namenlosen Stelen bieten Raum für weitere Namen, die durch zukünftige Forschungen noch hinzukommen könnten. Sie stehen sinnbildlich auch für bisher noch nicht weitergehend erforschte mögliche Vorgänge von Kontrolle, Zwang, Repression und Ausgrenzung im Alltagsgeschehen während des Nationalsozialismus in Wasserburg.