Stadt Wasserburg am Inn

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Johann-Baptist-Enzinger-Keller

Abermals durch einen schmalen Quergang gelangen wir in den ehemaligen Enzinger-Keller, den wir in seiner gesamten noch vorhandenen Länge nach hinten in den Berg durchschreiten, wo es reichlich düster wird. Wir passieren dabei mehrere dünne gemauerte Querwände, die leicht wegzureißen waren, wenn die Lagerfässer zum Pichen ins Freie gebracht werden mussten. Anschließend wurden diese Wände schnell wieder hochgezogen.

Am hinteren Ende des Kellers sieht man noch die Sockel der letzten großen Lagertanks.

Die Keller 05 und 06 bildeten zeitweise ein zusammengehöriges Ensemble: Am 8. Januar 1819 verkaufte laut Urkunde des kgl. Landgerichts Wasserburg Andrä Niggl den vorderen Teil des Kellers 05 an Johann Baptist Lueginger; behielt aber das Eigentum an den Kellergebäuden samt dem Recht des Bierausschankes. Den damals nur von Luegingers nunmehrigem Eigentum zugänglichen Keller 06 bewirtschaftete Niggl selbst weiter, verpflichtete sich aber zum Bau eines eigenen Zugangs.

Dass die Keller 05 und 06 irgendwie nach dem Verkauf 1819 trotzdem weiterhin zusammengehörten, zeigt sich u. a. darin, dass Niggl und Lueginger gemeinsam eine Erweiterung ihrer Märzenkeller anstrebten und dafür am 27. Februar 1821 auch die Genehmigung erhielten. Eine Urkunde zwischen Joseph Lueginger und dem Brauer Bichler, dem Nachbesitzer des Nigglschen Kellers, belegt, dass beide Keller bis 1838 ein gemeinsames Haupteinfahrtstor besaßen.

Und wie kommt der Keller 05 zu seiner Bezeichnung als „Enzinger-Keller“?

1845 heiratete die Witwe von Joseph Lueginger, Barbara Lueginger, den Brauer Johann Baptist Enzinger, in dessen Besitz der Keller zum bedeutendsten um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurde. Ein „Verzeichnis über sämtliche Sommerbierlager“ von 1853 nennt Enzinger mit 4400 Eimern  Bier, das sind ca. 3000 hektoliter, an der Spitze der 15 ansässigen Brauereien.

Der Sohn Lorenz Adalbert Enzinger (1849-1897) errang in Brauereikreisen Berühmtheit durch die Erfindung des Bierfilters (1879/80) in seiner Firma in Worms. Weltweit veränderte und revolutionierte diese Erfindung das Brauen: Das Bier wurde von Trübstoffen und Hefepartikeln befreit und hielt sich dadurch bei gesteigerter Qualität deutlich länger. Eine ausführliche Darstellung über den Werdegang von L. A. Enzinger und seines Unternehmens bietet Siegfried Rieger in Heimat am Inn 18/19, Jahrbuch 1998/1999.