Stadt Wasserburg am Inn

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Gerbl-Keller

Am Ende dieses kurzen Durchgangs öffnen sich nach links im Dämmerlicht die Gewölbe des Gerbl-Kellers. Rechter Hand über dem Durchgang sieht man eine im Jahr 1828 eingebrachte Steintafel, die, wie zwei weitere derartige Tafeln, den Fortschritt des Vortriebes in den Berg dokumentiert. Diese zur Erforschung der Baugeschichte wichtigen Dokumente wurden z.T. erst Ende 2003 unter dicken Putz- und Kalkschichten entdeckt, freigelegt und restauriert.

Die Brauerei Fletzinger nutzte den Keller zuletzt als Lagerkeller und den hinteren Teil als Eiskeller, aus dem auch die Kunden mit Eis beliefert wurden. Zum An- und Abtransport des Eises konnte der Keller mit LKWs befahren werden.

In den letzten Jahren wurde das Eis mit einer Zertrümmerungsmaschine bis auf Hühnerei-Größe zerkleinert und 40 Meter nach hinten geschleudert, wo es wieder zusammenwuchs. Das Schleudern geschah mit solcher Wucht, dass der Putz teilweise von der Decke fiel. 1968 ersetzten dann Lagertanks und elektrische Kühlung die alten Lagerfässer: Dies war das Ende der Eiseinlagerung in den Kellern. Im Vorbau des Kellers befand sich bis zur Einstellung des Betriebes 1994 die Flaschenabfüllerei der Fletzinger-Brauerei.

Nach dem bereits genannten Eintrag (Gräf-Keller) in der Stadtchronik kaufte am 25. Juni 1785 Franz Lorenz Gerbl „mit Konsorten“ Grund zum Bau von Sommerbierkellern. Gerbl erscheint in der Folge als der Erbauer und erste Besitzer des westlichen der beiden ältesten Sommerbierkeller in Wasserburg.

Eine ursprünglich am Kellereingang befindliche Steintafel von 1818, die heute im Heimatmuseum der Stadt Wasserburg zu sehen ist, gibt Zeugnis über die ersten Jahre der Baugeschichte:

1819 genehmigte das kgl. Landgericht den Brauern Gerbl und Gräf den Bau eines Luftkanals für ihre Keller.

Die überregionale Bekanntheit der Wasserburger Sommerbierkeller als geeigneter Ort für Ausflüge und gesellige Lustbarkeit belegen u.a. das 1856 im Gerbl-Keller stattfindende Ferienfest der Münchner Studentenverbindung Äenania, deren Gründer ein Mitglied der Familie Franz Lorenz Gerbl war, und weitere Festbälle.

In der Folge wechselte der Keller in den Besitz der Familie Stechl (Fletzinger-Bräu). Am 5. Juni 1897 annoncierte Anton Stechl im Wasserburger Anzeiger einen Bockbierausschank in diesem Keller, 1914 bewirtschaftete Joseph Stechl das Anwesen zusammen mit dem Gelände des westlich angrenzenden (Klement-Stechl-) Kellers.