Stadt Wasserburg am Inn

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Urkunden des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg sind jetzt im Netz

3.615 Urkunden seit 1301 online

Das Stadtarchiv Wasserburg bewahrt wertvolle kommunale Archivbestände und Sammlungen, die bis ins Spätmittelalter zurückreichen. Aufgrund des Umfangs der Altbestände und einer sehr dichten Überlieferung ab 1339 gilt es als eines der bedeutendsten Kommunalarchive in Altbayern.
In einem mehrjährigen Projekt wird das Alte Archiv der Stadt online zugänglich gemacht. Im Herbst 2023 wurde die urkundliche Überlieferung ins Netz gestellt...

Das Stadtarchiv Wasserburg besitzt mit knapp 4.000 einzeln registrierten spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Urkunden sowie weiteren in Akten enthaltenen offenen Schreiben einen umfangreichen Urkundenbestand. Die hauptsächliche Überlieferung setzt jedoch erst nach 1339 – dem Jahr des großen Stadtbrandes – ein. Nur drei Urkunden stammen aus der Zeit vor 1339.

Wie der Gesamtbestand des Alten Archivs teilen sich die urkundlichen Überlieferungen auf zwei Teilbestände auf: Im 19. Jahrhundert wurde das „Stiftungsarchiv“, basierend auf einer pertinenzmäßigen Ordnung und als Teil des „Alten Archivs“ der Stadt Wasserburg im Rathaus untergebracht. Diesem Bestand gehören rund eintausend einzeln verzeichnete Urkunden (seit 1338) an. Bis auf einen geringen Anteil von 290 Urkunden, deren Regesten in den 1930er Jahren in der Zeitschrift „Heimat am Inn“ publiziert wurden, blieb der übrige Bestand bisher weitgehend unbekannt. Die umfangreichsten Teilbestände des Stiftungsarchivs sind die Archive der Pfarr- und Frauenkirchenstiftung, zu denen die Teilsammlungen der Benefizien, Bruderschaften und Messstiftungen gezählt werden können. Als vom Rat verwaltete Stiftungskörperschaften stechen die Corporis Christi-Bruderschaft, das Heilig-Geist-Spital, die Leprosenhausstiftung St. Achatz, das Bruderhaus und die Reichalmosen-Stiftung heraus, welche allesamt dazu beitragen, die städtische Mangelgesellschaft des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit sozial zu stützen und daraus resultierende alltägliche und existentielle Nöte aufzufangen.

Der ebenfalls im 19. Jahrhundert formierte Bestand "Kommunalarchiv" umfasst rund 2.600 einzeln verzeichnete Urkunden (seit 1301). Erweiterungen könnte der Bestand weiterhin durch frühere Sammlungstätigkeit erlangt haben. Ein Großteil der Urkunden entstand hier aus den Aufgabenwahrnehmungen der Rechtspflege (z.B. Kauf-, Tausch-, Schenkungs- und Lehenssachen) sowie der Grundbesitz- und Grundabgabenverwaltung.

Die urkundliche Überlieferung ist essentiell für das Verständnis der Entwicklung der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt, was am Beispiel dieses Schriftstücks aus der Zeit vor dem Brand des Jahres 1339 verdeutlicht werden soll:

Propst Stephan (Sedenzzeit vor 1337-1344/49) und der Konvent des Klosters Gars überlassen dem Heilig-Geist-Spital die Fleischbank an der Brücke, die der "Mäzze" innehatte, gegen eine Lieferung von jährlich 32 Pfund Unschlitt, Urkunde vom 24.08.1338, StadtA Wasserburg a. Inn, I2a141.
Propst Stephan (Sedenzzeit vor 1337-1344/49) und der Konvent des Klosters Gars überlassen dem Heilig-Geist-Spital die Fleischbank an der Brücke, die der "Mäzze" innehatte, gegen eine Lieferung von jährlich 32 Pfund Unschlitt, Urkunde vom 24.08.1338, StadtA Wasserburg a. Inn, I2a141.

Diese Urkunde ist erst mit der modernen Urkundenerfassung Anfang des 21. Jahrhunderts wiederentdeckt worden und beeinflusste seither die Stadtgeschichtsschreibung: In der älteren Literatur und der ortsgeschichtlichen Vermittlungsarbeit wurde das Gründungsdatum des Heilig-Geist-Spitals mit dem Jahr 1341 angegeben. Offensichtlich bestand die Einrichtung jedoch schon 1338, wurde im Folgejahr durch den Brand zerstört und ab 1341 neu errichtet.
Die Fleischbank befand sich im Gewölbekeller des heutigen Brucktorensembles, dem südlichen Stadteingang. Gegenüber lag das Spital mit einer eigenen Kirche für die – oft gebrechlichen – Bewohner. Bereits vor der Mitte des 15. Jahrhunderts hatte sich der Schwerpunkt des Spitals in Richtung eines Altenheimes verschoben. In geringem Umfang wurden auch Kranke aufgenommen. 1434 lebten 48 Pfründner im Spital. Das mit dem Probstsiegel des Klosters Gars beglaubigte Rechtsgeschäft ist auch für die Geschichte des Stiftes von Bedeutung, in dessen überlieferten Quellen (vgl. Hofmann, 1983) ein Fleischbanklehen in Wasserburg nicht erwähnt ist.

Literatur:

Hofmann, Heiner: Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Stiftes Gars (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, Neue Folge, Band 31), 1983.
Nonnast, Christoph: Armenwesen und wohltätige Stiftungen in Wasserburg am Inn, 1300-1800, (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Wasserburg, Nr. 6), 2018 (Digitalisat auf den Seiten des Stadtarchivs verfügbar).

Links
Das Stadtarchiv Wasserburg im Portal bavarikon
(URL: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000008912?lang=de)

Zum Urkundenbetand
(URL: https://www.bavarikon.de/search/object?facet=Aggregation.dataProvider.org.orgName_str%3AStadtarchiv+Wasserburg+am+Inn&lang=de&object_category=Urkunde&offset=0)

Das Projekt der Online-Stellung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg - insbesondere die Digitalisierung und Datenaufbereitung - wird gefördert und unterstützt von bavarikon - Kultur und Wissensschätze Bayerns
Das Projekt der Online-Stellung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg - insbesondere die Digitalisierung und Datenaufbereitung - wird gefördert und unterstützt von bavarikon - Kultur und Wissensschätze Bayerns
Die der Digitalisierung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg vorausgegangenen Konservierungs- und Restaurierungsprojekte wurden mehrfach gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Kulturstiftung der Länder (KSL) und die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)
Die der Digitalisierung des "Alten Archivs" der Stadt Wasserburg vorausgegangenen Konservierungs- und Restaurierungsprojekte wurden mehrfach gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Kulturstiftung der Länder (KSL) und die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)

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