Forschung

Forschung

Eine kurze Übersicht zum Forschungsstand der lokalen Ereignisse.

1. NS-„Euthanasie"

Die Broschüre 'Stiftung Attl' setzte sich 1994 vor Ort erstmals mit den Opfern der NS-„Euthanasie" und den „T4"-Morden auseinander. Mit der Herausgabe einer Broschüre wurde ebenfalls ein Denkmal in Attel errichtet. Jedoch sind nach heutigem Kenntnisstand nicht alle Daten der Broschüre korrekt, vor allem finden sich Lesefehler bei den in der Broschüre veröffentlichten Namen aus Transportlisten. Durch die undurchsichtige Quellenlage bedingt, sind auch die verschiedenen Patientenverlegungen und die dann folgenden Schicksale der Menschen zum Teil ungeklärt geblieben. Eine wissenschaftliche Auswertung und Bewertung der Vorgänge steht aus.

Nachdem in der Veröffentlichung von Hans Ludwig Bischof, Heil- und Pflegeanstalt Gabersee, in: Michael von Cranach – Hans-Ludwig Siemen, Psychiatrie im Nationalsozialismus, Die Bayerischen Heil- und Pflegeanstalten zwischen 1933 und 1945, 1999, 363-378, zwar erstmals die NS-„Euthanasie"-Geschichte Gabersees beleuchtet wurde, jedoch auch Quellenmaterial unausgewertet blieb, regte der Heimatverein Wasserburg eine weiter- und tiefergehende Auseinandersetzung an und fand in Bezirksarchivar Nikolaus Braun einen Partner. Die Studie Die Heil- und Pflegeanstalt Gabersee in der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1941) wurde 2012 veröffentlicht. Schon zuvor - in den 1990er Jahren - beschäftigte sich Matthias Oesterheld, Beschäftigter des Gaberseer Klinikums, intensiv mit der Thematik. Seine Arbeiten sind als Manuskripte im Stadtarchiv zugänglich.

Für das Vorhaben der Opfernamensnennung am Wasserburger Denkmal unterstützte ebenfalls Nikolaus Braun die Recherchen maßgeblich.

Ähnlich wie im Gedenkbuch für die Münchner Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde, erschienen 2018 als Kooperationsprojekt zwischen der Arbeitsgruppe ‚Psychiatrie und Fürsorge im Nationalsozialismus in München‘ (Prof. Dr. Michael von Cranach, Dr. Anette Eberle, PD Dr. Gerrit Hohendorf) und dem NS Dokumentationszentrum München, in dem an diejenigen (psychisch) kranken und hilfsbedürftigen Münchner Bürger und Bürgerinnen erinnert wird, die in den Jahren 1939 bis 1945 als „lebensunwertes Leben” in den Heil- und Pflegeanstalten zur Tötung selektiert worden sind, ist ein solches bzw. ähnliches Projekt seit einigen Jahren auch für den Bezirk Oberbayern (Land) geplant. Es würde somit die Einrichtungen Gabersee und Attl in den Darstellungen inkludieren. Mit dem geplanten Gedenkbuch soll für die Öffentlichkeit sichtbar an diese oft vergessene Opfergruppe der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert werden. Darüber hinaus sollen individuelle Lebensgeschichten recherchiert und dargestellt werden.
Diese tiefgehende biografische Perspektive fehlt in den bisherigen Darstellungen und wäre eine große Bereicherung, würden doch in einer solchen Publikation die Namen der Opfer der NS-„Euthanasie"-Morde und Opferbiografien in einer angemessenen Form veröffentlicht werden. Die Erarbeitung plant der Bezirk Oberbayern. Ein Veröffentlichungstermin steht jedoch noch nicht fest.

2. Zwangsarbeit

In seinem Aufsatz Nachweise zur NS-Zwangsarbeit in der Stadt und im ehemaligen Landkreis Wasserburg a. Inn in Archivalien des Stadtarchivs Wasserburg a. Inn beschäftigte sich Matthias Haupt im Jahr 2008 (in: Heimat am Inn 28/29) mit den lokal zugänglichen, gemeindlichen Quellen zur Zwangsarbeit.

2017 lobte die Stadt Wasserburg a. Inn einen Preis aus für weitergehende Forschungen zur NS-Zwangsarbeit der Stadt und im ehemaligen Landkreis Wasserburg a. Inn aus. Die Arbeit Philipp T. Haase/Joey Rauschenberger, Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg a. Inn 1939—1945, Eine Geschichte des nationalsozialistischen "Ausländereinsatzes" in Oberbayern wurde im Jahr 2019 veröffentlicht.

Eine Zusammenfassung der bisherigen Forschungsergebnisse ist in das Historische Lexikon Wasserburg übertragen.

3. Weitere Opfer

Über diese am Denkmal beschriebene Opfergruppe(n) ist bisher wenig bekannt.

Deshalb hat die Stadt Wasserburg a. Inn im Jahr 2021 eine Forschungsarbeit als Preis ausgelobt, in welcher u.a. die entsprechenden Fragestellungen bearbeitet werden sollen. Die Herausgabe der Studie ist für 2024/25 geplant.